Einen Tag vor Taifun Pablo

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Beim Bootmacher
Beim Bootmacher

Es war einen Tag bevor Taifun ‘Pablo’ uns heimsuchen sollte. Mein Sohn und die Tochter meiner Frau wohnen nur 3 Meter vom Wasser an der Gingoog Bay. Es war abgemacht, dass wir alle Personen (Frau, 2 Kinder und Haushelferin) und Tiere (1 Dt. Schäferhund und 1 Retriever),  sowie die wichtigen Computer und Papiere zu uns nach Cagayan de Oro holen. Während der Multicab beladen wurde ging ich mich etwas in diesem Dorfteil umschauen.

Mittlerweile fuhr ein Lautsprecherwagen der Gemeindeverwaltung durch das Barangay und forderte die Menschen zur Evakuierung auf. Es wurde für diesen Küstenabschnitt mit einer Sturmflut gerechnet.

Die Nachbarn bauten seelenruhig an ihrem neuen Fischerboot weiter und meinten, die ganze Aufregung wäre alles Blödsinn, die Sonne würde doch scheinen. An einer anderen Hütte lag ein Mann in der Hängematte und döste vor sich hin. Sie hatten viel Feuerholz unter und vor dem Haus aufgeschichtet. Im Dorf machte keiner Anstalten den Aufrufen zur Evakuierung zu folgen. Als wir abfuhren schüttelten sie über uns die Köpfe.

Beim Bootmacher

Der zurückgebliebene Sohn, dessen Frau im Gemeindezentrum als Krankenschwester und Hebamme arbeitet, war für die Nacht und die kommenden Tage zum Katastropheneinsatz abkommandiert. Der Sohn sollte aufs verlassene Haus aufpassen. Bereits 20 Meter hinter dem Haus führt die Strasse steil nach oben zum Highway. Er sagte, wenn es Dicke kommen würde, würde er früh genug laufen.

Er musste laufen. Die Nachbarn sind auch alle gelaufen. Die anstürmenden Wellen brachen sich an den Steinen mit ohrenbetäubendem Getöse und das Wasser flog etliche Meter hoch über das Haus. Von dem angefangenen neuen Boot, von dem Feuerholz vor und unter der Hütte, von einigen Hütten war danach nichts mehr zu finden.

Über diese Gleichgültigkeit und Dummheit der Menschen habe ich kein Mitleid mehr. Sie stehen dann da und sagen, wir haben nichts mehr. Sie stehen dann bei der Gemeindeverwaltung an und beschweren sich und warten auf etwas billigen Reis und minderwertigen Konservenfisch als Katastrophenhilfe.

Das kleine gelbe Auslegerboot ist auch weg. Man hätte sich bewegen müssen und es wegtragen müssen. Nun hat es das Wasser weggetragen. Die Menschen jammern, wir können nicht fischen gehen, wir haben kein Boot.

Beim Bootmacher

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