PHILIPPINEN BLOG - Der Manananggut oder Kokospalmen-Pilo

Der Manananggut oder Kokospilot

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Das Wort Mananggut stammt aus dem Visayas und es ist ein landwirtschaftlicher Beruf. Der Mann klettert auf die Kokospalmen, bereitet die Blütenstengel vor und erntet den Tuba oder Kokospalmwein.

 

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Ich hatte den Mananaggut begleitet und dabei haben wir über seine Arbeit gesprochen.  Der Name des Mananangguts ist Melsie und er ist von Beruf Zimmermann. Er ist fast fünfzig und hat sechs Kinder, was ungefähr der Durchschnitt ist.

Die Ausbeute an diesem Tag war nicht üppig gewesen, drei Bäume erbrachten nur etwa einen Liter. Ein Grund war das Wetter; es hatte seit etwa einer Woche nicht mehr geregnet. Aber das Hauptproblem waren die Ratten. In Bisaya ist das Wort für “Maus” und “Ratte” das gleiche. “Kleine oder große?” fragte ich. “Ratten wie große Katzen”, versicherte mir Melsie.

 

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Die Ratten klettern auf die Palme, nagen ein Loch durch den Deckel des Bambusbehälters und lecken an der Tuba. Offenbar können Ratten ihren Alkohol gut vertragen, denn sie werden von der Tuba nicht betrunken – zumindest nicht betrunken genug, um vom Baum zu fallen.

Einige Palmen haben Metallgehäuse von etwa einem Fuß Breite um ihre Stämme, um die Ratten am Hochklettern zu hindern. Melsie sagte mir, dass es sinnlos sei, diese anzubringen, da die Ratten eine Furche unter den Metallhüllen graben können. Außerdem sagte er mir todernst: “Sie werden dich mit einem Fluch belegen.”

Ich blinzelte ungläubig. Melsie erklärte mir, dass die Ratten nicht nur aus Boshaftigkeit eine Kokospalme beschädigen, sondern buchstäblich einen Fluch über denjenigen aussprechen, der ihnen die Tuba wegnimmt. Melsie erzählte mir, wie sein Vater, der auch ein Manananggut gewesen war, Probleme im Haus – ob gesundheitlich oder wirtschaftlich – auf einen Fluch der Ratten zurückführte. Zwar trinken auch Wildbienen den Tuba – manchmal ertrinken sie darin -, aber der Feind Nummer eins des Mananangguts ist mit Abstand die Ratte. Melsies Lösung besteht darin, keine Metallummantelung anzubringen und den Ratten ihren Anteil zu überlassen – quasi als Steuer.

Ohne Klettergurt auf vierstöckige Palmen zu klettern, ist eine gefährliche Arbeit. Ich persönlich war überrascht, als ich auf den Baum kletterte, um Melsie bei der Arbeit zu fotografieren – sobald man merkt, dass man sehr hoch oben ist und dass die eigene Immunität gegen die Schwerkraft nur so gut ist wie der Halt am Baum, neigt man dazu, schnell wieder herunterzuklettern, was ich auch tat.

 

 

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Ich fragte Melsie, ob er jemanden kenne, der kürzlich von einer Palme gefallen sei. Es stellte sich heraus, dass es vor ein paar Jahren tatsächlich jemand war. “War er ein Manananggut?” Ja, natürlich. “Hat er überlebt?” Melsie lacht. Einen Sturz von einer 20 Meter hohen Palme überlebt man nicht

Als Melsie sein Sanggut, das ich bewundert hatte, ablegte, fragte ich mich, ob es ein Zufall ist, dass Melsie einer der ganz wenigen religiösen Männer in diesem ländlichen Dorf ist, und ob er den stundenlangen Fußmarsch zur Kirche in der Stadt jeden Sonntag auf sich nehmen würde, wenn es nicht um seinen Beruf ginge. Plötzlich erschien mir jeder Tropfen Tuba wertvoller.

 



 

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