Probleme mit dem Wasser

Irgendwann Anfang der 90er Jahre, ich war in  Deutschland und wartete auf meine Papiere heiraten zu können, hatte ich Geld geschickt, damit wir eine eigene Wasserleitung für unsere Wasserversorgung bekamen .

Auch wenn wir im Stadtgebiet wohnen, so wohnen wir etwa auf 90 Metern über Seehöhe und da es hier keine Subdivisions gibt, sondern das Meiste Waldgebiet ist, wird hier auch kein Wasser in einer Wasserleitung von der Stadt hochgepumpt.

Die Menschen müssen sehen wo sie ihr Wasser her bekommen.

Wir bekommen es nun Dank dieser Kilometer langen Schlauchleitung  von einer Quelle bis zum Haus.

Rund 20 Jahre später, es leben wesentlich mehr Menschen an dieser Straße, aber an der Wasserversorgung hat sich nichts von Seiten der Stadt geändert.

Für uns hat es sich in so weit geändert, dass wir schon eimal den ersten Schlauch im Laufe der Jahre von 1/2 ” nund auf 3/4 ” ausgewechselt haben.

Auf der anderen Straßenseite liegt ein kleiner Slum. Dort haben die Menschen neben keiner Wasserversorgung auch keine sanitären Anlagen. Sie verrichten ihre Notdurft auf den umliegenden unbebauten Grundstücken und müssen sich von irgendwo ihr Wasser holen.

Der Sohn meiner Frau hat an der Straße einen kleinen Sari-Sari-Store und wenn unsere Wasservorräte voll sind, verkauft er dort zu bestimmten Zeiten Wasser.

So sollte es sein.

PHILIPPINEN REISEN BLOG - Wasserversorgung in Eigenregie  Foto: Sir Dieter Sokoll KR
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Dann kamen einige der Slumbewohner auf die Idee mit ihren Wasserkarren doch 200 Meter höher die Straße hinauf zu ziehen und unsere Wasserleitung durchzuschneiden um sich dann ihre Container zu füllen.

Das ging so lange gut, wenn dann auch zumindest bei uns so viel Wasser ankam, dass wir unseren Familien-Compound mit Wasser versorgen konnten. Aber es gab da Slumbewohner, die dort von unserer Leitung ihr Wasser holten aber beim Verlassen, die Schlauchenden nicht wieder zusammen steckten. Ob bewusst oder unbewusst lass ich mal dahin gestellt sein. Aber es hat eher etwas mit Dämlichkeit und Blödheit zu tun. Ein nicht zum Denken geschultes Hirn kann nicht denken.

Die Antwort auf die Frage warum, in einer ähnlichen aber anderen Situation war: “Ich bin Habal-Habal Fahrer, da muss ich viel denken. Da kann ich beim Wasserholen nicht auch noch daran denken, die Schlauchenden wieder zusammen zu stecken.”

Ich glaube diesem Mann sogar seine Aussage. Das ist die Schulausbildung hier in den Philippinen. Selbstständig denken lernt man dort nicht.

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Wir machen frühmorgens unseren Lauf mit einigen Hunden und die sind nicht gerade klein. Hatten die Wasserdiebe uns wohl schon entdeckt bevor wir sie entdeckt hatten und hatten ihre Karre und Container stehen lassen und waren weggelaufen.

Auf der Straße weiter den Berg hinauf sah man eine Frau und zwei Kinder, die einen Schuld bewussten Eindruck machten.

Als wir auf dem Rückweg waren kamen die Kinder mit dem Karren und den leeren Containern den Berg hoch. Das hatte so lange gedauert, weil ich die Container den Abhang hinunter geworfen hatte, Da mussten sie diese nun erst wiedersuchen.  Sie hatten die Sprache wohl verstanden.

Nein, wir sind keine Unmenschen. Jeder kann Wasser bekommen, wenn welches da ist, aber das wir tagelang gar keines bekommen und denen ,die die Leitung nicht bezahlt haben und instand halten täglich jederzeit Wasser haben, geht uns nicht in den Sinn.

Man könnte vielleicht fragen ob und wann, dann kann man das Regeln. Da diese Menschen aber eine andere Mentalität haben und sie Angst davor haben, dass vielleicht ihre Frage mit einem Nein beantwortet würde und sie dann ihr Gesicht verlieren würden, fragen sie nicht, sondern nehmen sich alles einfach.

Auf das Gezetter einer Frau, die der Meinung war, Gott habe das Wasser erschaffen und es würde allen gehören konnte ich nur antworten, dann soll sie zu ihrem Gott gehen und sich das Geld für einen Schlauch geben lassen oder sich ihr Wasser an der Quelle holen, dort wo ihr Gott es aus der Erde sprudeln lässt. Da war dann Ruhe. Nicht für lange.

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Die Wasserholer und -suchenden zogen weiter die Straße hoch und es war ihnen egal, sie schoben ihre Karren auch einen Kilometer weiter aufwärts. Als wenn man das nicht sehen oder merken würde.

Achso ja, sie können ja nicht denken.

Das gleiche Spielchen begann wieder. Fast täglich wurde vergessen die Schlauchenden wieder zusammen zu stecken. Also wurde unsererseits die Strecke zu Wasserhol-Uhrzeit mehrmals abgefahren und an der Stelle geparkt. Man grinste, traute sich aber nicht. Aber die Zeit wollte ich auch nicht täglich opfern, auch wenn ich längeres Sitz- und Wartefleisch hatte, als die Filipinos die auf Wasser warteten.

Wir beschlossen unsere Leitung umzulegen, es lag da an der Straße ja nicht nur unsere Leitung, sondern einige mehr, die alle das gleiche Problem hatten.

Wir wollten mit der Leitung von der Straße weg und verhandelten mit Verwandten und anderen Landbesitzern, die Leitung über ihr Grund und Boden verlegen zu dürfen.

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Die Aktion führte zu weitreichenden Schlauchleitungsentfernungen an der Straße und wurde von einigen Leuten argwöhnisch beobachtet, die dort auch ihre Leitungen liegen hatten.

Da mussten schon einige Wildgebiete und Wege durch- und überquert werden.

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Wir mussten über das Grundstück einer alteingessenen Familie der Stadt, die hier oben eine lodge und resthouse hat. Der Sohn war gerade gekommen, weil der Verwalter ihm mitgeteilt hatte, dass man das Strom führende Kabel vom Transformer zum Strommasten an seinem Eingangstor abgeschnitten und gestohlen hatte.

Er war deswegen etwas pikiert mir als Langnase gegenüber und meinte: “Er müsse mal zum Hardware-Laden und Ersatzkabel holen. Da wäre einer seiner Mitbürger wohl in Geldnot gewesen.”

Ach ja, das stromführende, durchtrennte Kabel vom Transformer hing is auf Schulterhöhe herunter.

Ja, sie nehmen ihre Diebe noch in Schutz, weil es auf die Allgemeinheit zurückfallen könnte und somit wieder einen Gesichtsverlust bedeutet.

Das Büro des Forstamtes befindet sich auch hier. Die hatten auch ihre Wasserleitung, eine dicke 1 1/2 ” Wasserleitung dort liegen. Als wir kamen sah ich Wasser fließen aber keinen Schlauch. Da waren Schlauchdiebe am Werk gewesen, die wir gestört haben mussten. Der Schlauch war bereits ein erhebliches Stück zur Seite transportiert und abgeschnitten worden. Hatte das Kabel nicht gereicht oder waren es andere Diebe? Zugegeben so arg kommt es nicht jede Woche vor.

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Es musste noch etwas Schlauch von Zuhause geholt werden. Das wurde von zwei Leuten mit einem Motorrad erledigt, so wie es hier üblich ist.

Dann hatten wir die Leitung bei uns am Haus und wir hatten wieder Wasser.

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Es dauerte nicht lange, bis andere Nachbarn unseren Spuren folgten und an der Straße alle Leitungen verschwunden waren. Nun mussten die die Slumbewohner halt das Wasser wieder zu geregelten Zeiten kaufen, denn die Leitungen lagen nun weit von der Straße im Wald und da konnten sie mit ihren Kugellager bereiften Karren nicht hin oder hätten jeden Container tragen müssen.

Das Problem verschwand damit aber nicht gänzlich, sondern wurde nur gelindert.

Wie kann es auch, die Menschen vermehren sich, wie der Papst selbst bei seinem Besuch bemerkte, wie die Karnickel und die Verwaltungen tun nichts, nach dem Motto, könnte ja mit Ausgaben und Arbeit verbunden sein.

Wir müssen für das Wasser an sich nichts bezahlen. Wir mussten aber die Schlauchleitung kaufen für einen hohen 5-stelligen Pesobetrag kaufen und die Instandhaltung und das Abgehen der Leitung fast täglich kostet 1000 Pesos im Monat.

So hat der eine diese Probleme und der andere andere Probleme.

Es sollte nicht vergessen werden, trotz aller Beschönigungen, dass es sich bei den Philippinen um ein Entwicklungsland handelt.