PHILIPPINEN REISEN BLOG - Wir suchten Moses und fanden Maria

Wir suchten Moses und fanden Maria

Wie suchten Moses und fanden Maria oder ein junger Mann sucht seine Wurzeln

 

Für eine Erklärung, müssen wir die Zeit zurückdrehen in das Jahr 1975. Meine heutige Frau ist 19 Jahre alt, hochschwanger mit ihrer ältesten Tochter und hat den 1 1/2 Jahre alten Erstgebornenen an der Hand. Sie ist unterwegs mit ihrem philippinischen Mann von Surigao in Mindanao, nach Saint Berhard in Southern Leyte, um dort die Verwandten ihres Mannes kennenzulernen.

 

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Das motorisierte Auslegerboot legt an einer unbewohnten Stelle an einem Strand an. Irgendjemand ruft: “Rennt, rennt weg. Wenn die euch schnappen, habt ihr nichts zu lachen.” Sie rennt mit ihrem runden Bauch so gut sie kann. Wohin? Sie weiß es nicht. Sie war noch niemals hier. Sie wundert sich so wie so, warum sie noch lebt. Sie hatte gedacht, das Meer und die Wellen würden sie holen. Sie war nass, sie war erschöpft, sie verstand ihren Mann nicht, warum das alles sein musste. Sie wollte nur noch schlafen.

Sie waren aufgebrochen in Cagayan de Oro City. Hatten es mit Bus und Jeepney bis nach Surigao geschafft. Dort hatte ihnen jemand eine illegale Überfahrt in einem der kleinen Pumpenboote nach Southern Leyte, nach Saint Bernhard versprochen, für wenig Geld.

Nun waren sie da. Sie machten Nippa-Schindeln, um Geld zu verdienen. Sie pflückten Farne, um es zum Mittagessen zu kochen. Nach vier Wochen fuhren sie zurück nach Cagayan de Oro, nach Mindanao.

42 Jahre Jahre später.

 

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Die selbe Frau schaut mit großen Augen, wie ich in den Ort Saint Bernhard langsam einfahre.

“Erkennst du was?”

“Ja, hier war der Markt, ich glaube, hier nach links, in diese Straße, wir hatten es nicht weit zum Markt.”

“Halt mal an der Bäkerei an. Ich frag mal nach dem Familiennamen.”
Ich denke mir, hmm, nach dem Familiennamen fragen, na Klasse. Wie es denn so ist in den Philippinen, die Verkäuferin in der Bäckerei kennt eine Familie mit dem Namen genau in die Richtung, die sie meinte. Wir fahren langsam die Straße entlang, bis zur San Isidro Kirche. Ja, die sah damals nicht so hübsch aus wie heute. Sie fragt eine vorbeikommende Frau nach der Familie. Hat sie schon gehört ja, aber in der Ferne sieht sie eine Freundin auf der Straße und winkt diese herbei. Die bestätigt, dass in der Nebenstrasse,etwas weiter, dort wo an einem Haus gerade eine Totenwache gehalten wird, im Nachbarhaus, da wohnt eine alte Frau mit dem Namen.

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Sie geht mit ihrem 3. ältesten Sohn zu dem Haus und ich warte mit gemischten Gefühlen im Auto. Sie bleiben lange weg. Als sie wieder hervor kommen auf die Straße, trägt sie ein Din A 4 Heft in der Hand.
Sie suchten nach Moses. Moses ist der Vater von ihrem damaligen Ehemann. Die alte Frau heißt Norma und kennt keinen Moses. Sie hatte aber im letzten Jahr einen Familienstammbaum zusammenstellen lassen. Man hatte zusammen das gesamte Heft durchgeblättert und die einzelnen Familienzweige mit Eltern und Kindern durchgeschaut, es war kein Moses da.

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Sie wußte noch von einer noch älteren Frau mit dem Familiennamen in der Nähe des Marktes. Dort dauerte es nicht ganz so lange. Sie kamen beide mit langen Gesichtern wieder zurück. Sie hatten die über 90-jährige Maria gefunden.

Maria war schwerhörig und wollte partout keinen Moses kennen.

Nun fuhren wir zur Stadtverwaltung und besuchten das Standesamt und fragten nach Moses. Man war ehrlich bemüht, den weitgereisten Gästen und Suchenden zu helfen, aber der Computer gab keinen Moses heraus. Nach einigem Hin und Her sollten wir es beim Steuerbüro der Gemeinde versuchen. Da waren wir richtig. Hatte doch der Ehemann langer Zeit von Ländereien seines Vaters geprahlt. Da wollte der Sohn doch mal nachschauen, ob es da nicht ein paar Felder für ihn und seine Geschwister gab, die sich vielleicht andere Verwandte unter den Nagel gerissen hatten.

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In diesen Verdacht spielte natürlich das Nichtauffinden von Moses eine beträchtliche Rolle.

Da man trotz des Stammbaumes nicht wußte, welcher Familienzweig der Richtige war, wurde man auch hier nicht fündig.

Mehr über die Gemeinde Saint Bernhard in Southern Leyte in den PHILIPPINEN REISEN – ORTE – SAINT BERNHARD

(Fortzesetzung folgt)

 

EIN JUNGER MANN SUCHT SEINE HERKUNFT

Wir suchen Moses und finden diesmal Martha und Emma

 

Im Besitz der Namen fahren wir erstmal wieder in Saint Bernhard zur Gemeindeverwaltung und gehen diesmal schnurstracks in das Steuerbüro.

Man schaut sich die Namen an, schaut im Computer nach und findet keine zu erbenden Ländereien.

Nachdem nun Frauchen der Büroleiterin ihre Geschichte erzählt hat, rückt diese mit freundlichem Gesicht ihr Wissen heraus.

Sie kenne eine Martha und eine Emma, die sehr gut die Geschwister von dem Moses sein können. Sie rückt beide Adressen heraus.

Die eine ist direkt am Markt und die eine etwas außerhalb hinter dem Fischerdorf an der Brücke über den Fluß am Markt. Das ist übrigens die Brücke, an die sich Frauchen erinnern kann. Nur ist die Brücke heute erweitert und erneuert worden und aus Beton und nicht mehr aus Holz. 

Wir kommen der Sache näher.

Wir parken in der Nähe des Marktes und Mutter und Sohn besuchen Martha, sie soll 88 oder auch schon über 90 sein, wer weiß das schon so genau.

Die beiden kommen nach kurzer Zeit etwas depremiert zurück. Sie wurden von Martha wirsch abgewiesen. Sie hätte keinen Bruder Moses. Demenz, Vergeßlichlichkeit oder irgendein Trotz?

Na gut, man hat ja noch Emma. 

Ich sage, ich werde hier im Ort bleiben und auf Fotopirsch gehen und sie sollten so um die Mittagszeit wieder zurück sein, da wir ja noch zum Hafen von Liloan fahren müssten, um dort um 14 Uhr die Fähre zu erreichen.

Wär ich bloß mitgefahren zu Emma.

Sie treffen auf die mittlerweile ebenfalls alte Frau Emma. Nachdem die beiden oder besser Frauchen ihre Geschichte von ihrer Ankunft und einigen Wochen des Lebens hier in Saint Bernhard berichtet hatte, ist Emma ganz aufgeregt.

Ja, sie könne sich an eine junge, schwangere Frau erinnern, die mit einem kleinen Kind auf dem Arm angekomemn war und hier gelebt habe. Ja, Moses sei ihr Bruder, aber der habe nur wenige Monate hier in Saint Bernhard gelebt und sei auch auf Mindanao geboren worden.

Deswegen gibt es auch in der Gemeindeverwaltung hier keine Unterlagen über Moses.

Nein, Moses habe keine Ländereien gehabt, nur ein kleines Grundstück. Das sei verkauft worden, um die Beerdigungskosten zu bezahlen, nachdem er gestorben war.

Dann weint Emma bitterlich und drückt mein Frauchen ganz fest und aus purer Symphatie weint Frauchen gleich mit, denn wir werden wahrscheinlich zu ihrer Lebzeit nicht noch einmal nach Saint Bernhard kommen.

Oder? Ich mag den Ort, ich mag die Provinz. Vielleicht mal auf einer anderen Rundfahrt mit viel, viel Zeit für die Inseln Leyte und Samar. Ich würde mich sehr freuen, wenn das wahr werden würde.