Erlebnisse in der Maismühle - 02
Mittlerweile ist es 11 Uhr geworden als wir bei der zweiten Maismühle ankommen. Es ist weniger los als in der Ersten. Trotzdem sagt man uns, dass wir hier auch erst nach der Mittagspause an der Reihe sein werden. Also denke ich mir, wir werden nicht hier sitzen bleiben sondern eine kleine Spritztour in in die Berge nach Claveria unternehmen.
Unser Nachbar läßt schon mal den Mais wiegen und bezahlt, damit wir dann nach der Rückkehr auch wirklich gleich dran sind.
Wir fahren gleich im Ort von Villanueva die Serpentinenstraße hoch in Richtung Claveria. Dort kenne ich ein paar wirklich unbefestigte Landstraßen auf dem Hochplateau die durch die Felder und an den Bauernhütten vorbeiführen, die selbst mein philippinischer Nachbar noch nicht kannte. Hier kann man eine blühende Kulturlandschaft mit großen Mais-, Ananas- und Gemüsefeldern sehen. Dazwischen immer wieder Bananenplantagen und große Hähnchenmästereien. Das Agrarland hier oben ist noch billig und je weiter weg von der Hauptstrasse desto billiger wird es. Am preiswertesten ist es wohl in dem tieferliegenden Talkessel. Noch liegt der Preis für einen Hektar zwischen PHP 50.000 und 100.000. Ich zeige meinen beiden Mitfahrern den Ort Claveria.
Auf der Rückfahrt kenne ich eine alte Straße, die ich vor rund 25 Jahren gefahren bin. Sie war damals sehr schlecht. Heute ist diese Straße noch schlechter als ich es in Erinnerung habe. Hier oben gibt es in den Bergen den See Gumaod, der für die Fischzucht genutzt wird. Nur an einer Stelle stößt die Straße an das Ufer. Ansonsten ist der See von Felder umgeben. Hier oben regnet es leicht und das tut es oft und gerne.
Irgendwo einige Kilometer vor dem Ort Jasaan ist die Straße dann endlich betoniert worden. Bei unserem Bezinstand im Multicab hatte ich mich wohl etwas verschätzt. Als es bereits bergab geht, geht mir der Sprit aus. Ich lasse den Multicab einige Kilometer rollen bis zu einer kleinen Siedlung, dort führt die Straße einen kleinen Hügel hinauf den ich auch mit Anlauf nicht schaffen werde. Also halte ich direkt vor einem Sari-Sari Store an. Mein Nachbar hatte von der Lage gar nichts hinten auf dem Multicab mitbekommen. Er übernahm aber sofort das Gespräch mit der Besitzerin von dem Store um einen Motorradfahrer zu organisieren, der die vier Kilometer bis zur nächsten Tankstelle fährt um in zwei Literflaschen Benzin zu holen.
In der Zwischenzeit vertreibt sich Lioba die Zeit damit, alles mögliche an Süßigkeiten und Knabbereien aus dem Store zu probieren. Alle trinken eine kalte Limonade und erwarten die Rückkehr des Motorradfahrers mit dem Benzin.
Nach dieser Episode kehren wir zur Maismühle zurück. Dort werden wir schon erwartet, denn wir sind jetzt an der Reihe.
Während mein Nachbar sich mit seinem Mais abmüht, mache ich mich auf einen Erkundungsgang durch die Maismühle. Es ist nicht nur eine Maismühle, sondern auch eine Reismühle. Nur diese steht zur Zeit still, weil zu diesem Zeitpunkt kein Reis geerntet wird. Die Reisfelder hinter der Mühle sind von einem erfrischenden Grün.
Während der Mais gemahlen wurde schlich ich mich von Maschine zu Maschine und bewunderte die Keilriemenkonstruktionen
Am Ende kam ich dort an wo unser Mais von den Sieben in die einzelnen Behälter nach dem Mahlprozeß rauschte.
Die einzelnen Sorten die beim Mahlen heraus kommen sind erstmal das klein gebrochene Maiskorn, auch 'corn grits' genannt. Dann gibt es noch 'binlod', das ist feiner und wird gerne mit der 'lugaw' Suppe verkocht. Das Beiprodukt 'tik-tik' wird zur Herstellung von 'puto' und 'suman' benutzt. Die gebrochenen Maiskornschalen sind 'tahop' und kommen mit in das Viehfutter.
Wir haben weißen Mais, der auch für den menschlichen Verzehr geeignet ist, mahlen lassen.
