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Lebensgeschichte – 37

 



 

 

SUROY-SUROY’S GESCHICHTE VON 1976 BIS 2009

37

 

Ausser dem üblichen Knastleben fallen mir noch diese Geschichten ein:

Ich hatte schon seit langem einen Knubbel hinten an der rechten Halsseite, ich denke eine Zyste. Diese spannte sich an und entzündete sich und es tat richtig weh. Da aber noch nicht Arzttag war musste ich warten. In der Nacht bekam ich unerträgliche Schmerzen und rief nach dem Wärter, der gab aber nichts darauf. Es tat so weh, dass ich schrie. Nun kam das Tier in Tim heraus. Tim war stinkesauer, dass ich nicht mal ein Schmerzmittel bekam. Mit blossen Füssen und Händen attackierte er die schwere eisenbeschlagene Holztür. Nach einiger Zeit hing sie schief in den Angeln, das Schloss zerstört und Tim konnte auf den Flur bis zum Flurgitter und machte dort Radau wegen Schmerzmittel. Aus den anderen Zellen wurde der Lärm auch immer lauter. Die hatten gemerkt, dass irgendetwas los war, konnten aber nichts sehen. Bis auch aus den koreansichen Zellen schlagen auf Töpfen und gegen Gittern zu hören war. Der Knast dröhnte. Dauerte einige Tage bis später die Tür wieder repariert war. Mein Gott, der Tim war immer noch eine Kampfmaschine; hatte ja auch nichts anderes gelernt.

Am nächsten Morgen konnte ich dann zum Arzt. Natürlich ging die ganze Gang mit. Sie wollten doch alle wissen wie es weitergeht. Der Arzt schaute sich die angeschwollene Zyste an und meinte nur, die müsse aufgeschnitten werden. Es drücke alles nach innen und daher die Schmerzen. Er sprach in koreanisch etwas und schon hatten mich vier kräftige Koreaner ergriffen und mich mit dem Bauch nach unten auf die rostfreie Tischplatte gepackt und hielten mich mit eisernen Händen fest. Dann gab es noch ein Gerangel, weil Tim wieder sauer wurde und nicht verstand was da vor sich ging. Aber nachdem der Arzt ihm erklärt hatte, dass er die Zyste aufschneiden wolle und mit dem Skalpell da stand, da war es dann gut. Ich spürte nur einen leichten Ratsch als er mit dem Skalpell hineinschnitt und sofort eine Erleichterung. Aber die festhaltenden Jungs und der Arzt schrien auf, als die unter Druck stehende Masse in alle Richtungen sprizte. Unsere Gang konnte sich vor Lachen nicht halten als sie die vollgekleckerten Jungs sahen. Oh Mann, Oh Mann. Der Arzt drückte dann alles so gut er konnte aus und ich bekam ein Pflaster drauf. (Richtig gemacht war das wohl nicht, später wuchs die Zyste wieder, tat aber niemals mehr wieder weh. Sie wurde mir dann bei einem anderen Eingriff in DE gleich mitentfernt und ist seidem nie wieder nachgewachsen.)

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Eimal die Woche kamen koreanische Gefangene unter Aufsicht zu uns in die Zellen um uns zu rasieren.. Zwei- oder dreimal mussten wir zum Friseur zum Haareschneiden und Rasieren. Die Wärter hatten grosse Angst, dass wir etwas mit den Rasiermessern anstellten. Wer wollte konnte sich selber rasieren. Mann, sich mit einem Rasiermesser zu rasieren will aber gelernt sein. Hahaha, ich hatte schnell einige kleine Schnittwunden und es sah aus als ob ein Schwein ausbluten würde. Wiedermal grosses Gezeter wovon keiner von uns etwas verstand. Auf jeden Fall wurde es uns ab sofort untersagt uns selbst zu rasieren.

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Zwei- oder dreimal die Woche hatten wir PT (personal training, also Sport). Dazu gabe es eine Anlage auf dem Knastgelände. Ein Wärter brachte uns hin und liess uns dann für eine oder zwei Stunden dort alleine. Wir hatten ein paar Bälle und das war es.
Wir kamen also am Eingang in einen umlaufenden Gang mit hohen Mauern. Von diesem Gang führten Durchbrüche in ebenfalls hochummauerte Segmente in der Form eines Dreieckes. Durch die hohen Mauern konnten wir nicht in die anderen Segmente hineinschauen. An der Spitze des Dreiecks war ein überdachter Turm von dem man in alle Segmente hineinschauen konnte. Auf dem Turm war ein drehbares Maschinengewehr montiert mit zwei Wächtern.

An diesem Tag war auch noch eine andere koreanische Gefangenengruppe in einem der Segmente zum Sport. Ich weiss nicht wie, aber es gab auf einmal einige verbale Ausraster zwischen einem der Wärter und unserem Moshe. Und da unsere Gruppe natürlich zu Moshe hielt wurde es immer lauter und die Bälle flogen auf die Wärter. Dann ging Moshe etwa in die Mitte zog sich die Hose runter, nahm sein Teil in die Hand und machte eindeutige Bewegungen zum Wachturm hin. Der Koreaner rastete aus und dirigierte das Maschinengewehr auf uns. Himmel Sack und Asche, ich habe mein ganzes Leben nicht soviel Schiss gehabt wie zu diesem Zeitpunkt. Steve meinte wir sollten mal lieber den Platz verlassen und uns nach draussen begeben. Das hatte der Wärter aber wohl bemerkt und schrie etwas zu der anderen Gruppe. Ich stand als nächster am Ausgang, Da kamen auch schon die Jungs der koreanischen Gruppe bei uns reingestürmt. Da ich nicht der Grösste und Kräftigste bin, liessen sie mich in Ruhe. Steve brüllte noch rüber, ich solle zusehen durch den Ausgang zukommen. Mir schlotterten die Beine, ballert der mich jetzt als Ersten ab? Ich war durch den Ausgang und in dem Rundgang, Steve und noch ein paar waren schon hinter mir. Die Koreaner hatten sich nicht getraut. Dann war ich schon auf dem Weg zum Gefängnistrakt und dort kam schon unser Wärter mit hochrotem Kopf im Galopp angerannt um uns abzuholen.
Noch am selben Tage bestellte jeder seinen Konsul ein. Die Botschaften wurden von diesem Vorfall unterrichtet. Der Wärter auf dem Turm wurde später zwangsversetzt, wir haben den nie wieder gesehen, angeblich soll er auch degradiert worden sein. Das kann aber auch nur ein Gerücht gewesen sein, aber die Wahrscheinlich besteht doch, dass die amerikanische und englische Botschaft da was gemacht hatten.

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Der Tag unserer Urteilsverkündung rückte näher. Diesmal gab es keinen Ärger mit dem Seil, sie brachten es erst garnicht. Also wie üblich mit Handschellen in den Gefangenenbus, versorgt mit Fresspacket und auf zum Gericht. David und ich waren guter Dinge, denn wir sollten an diesem Tag auf Bewährung verurteilt werden. Nur Steve wollte es einfach nicht glauben und klammerte sich an die Hoffnung mit uns zusammen auf Bewährung verurteilt zu werden. Im Gericht sahen wir auch James wieder, er musste wieder übersetzten. Er war bereits aus dem Knast entlassen worden und sein Fall war vom Gericht verworfen worden. Jeder von uns Dreien sagte seinen kleinen Spruch auf, dass es uns Leid täte was wir gemacht hatten und dass wir auf Milde des Gerichts hoffen würden. Die Vertreter der betroffenen Botschaften waren auch da. Auch wenn bei uns leichte Zweifel bestanden, aber der Rechtsanwalt, die Richter und Staatsanwälte hielten sich an die Abmachung. David und ich wurden zu fünf Jahren Haft auf Bewährung und Steve zu fünf Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Steve war verdammt niedergeschlagen an diesem Tag.
Zwischendurch waren seine Eltern gekommen. Er hatte sie gedrängt seine teure Spiegelreflexkamera aus der Gefängnisverwahrung mitzunehmen. Dort waren noch einige tausende Dollar drin versteckt. Wir mussten noch die Frist abwarten, die dieStaatsanwaltschaft hatte um in Berufung zu gehen.
Was erstaunlich war, das Gericht hatte nicht die gesamten $42,500 beschlagnahmt die ich bei mir hatte, sondern nur $37,500. auch bei David war sogar eine Differenz von von etwa $15,000. Steve war darüber so glücklich, dass er mir noch im Knast sagte, wenn ich die $5,000 zurückbekomme, könne ich sie behalten und David brauche ihm nur $10,000 wiedergeben. Ich kann mich nicht mehr erinnern wieviel Tage wir warten mussten, aber eines Tages war es dann soweit. Steve sass mit versteinertem Gesicht da als wir zur Auskleidung abgeholt wurden. Er musste noch gut 2 1/2 Monate bis zur nächsten Verhandlung und auf die Freiheit warten.

David und ich bekamen unsere Kleidung, unsere Sachen, Wertgegenstände und Geld zurück. Sie hatten mir meine 500 Dollar, die ich als mein privates Geld angegeben hatte auf mein Gefängniskonto eingezahlt, nun bekam ich den Rest zurück. Wir wurden bereits von einem Immigration Bediensten erwartet und der brachte uns zum Immigration Gebäude. Es war bereits abends und unser Anwalt hat uns leider nicht abgeholt. David war sauer weil er gleich in die Stadt wollte und die Sau rauszulassen. Für mich war es genug, dass ich aus dem Knast raus war. Wir verbrachten noch eine Nacht in der Immigration Zelle. Am nächsten Tag kam unser Anwalt und unterschrieb für uns und wir waren in so weit frei, dass wir nicht mehr im Knast waren. Wir hatten aber unsere Pässe noch nicht zurück, dass musste nun noch die Immigration regeln da wir über die Gültigkeit des Einreisevisas waren. Es war gegen Ende November und der Winter war in Korea eingezogen.

Wir zogen in ein Hotel und teilten uns ein Zimmer, aber diesmal nicht in Ita-won.

 



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