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Lebensgeschichte – 44

 



 

 

SUROY-SUROY’S GESCHICHTE VON 1976 BIS 2009

44

 

1984 – 1986 Philippines – – Cagayan de Oro City

Am nächsten Tag wollte Tatay anfangen mit dem Bau des Hühnerstalls. Er hatte sich noch einen Nachbarn und einen der Brüder von Liebling als Hilfe verdingt. Ich sollte am nächsten Tag nochmals in die Stadt fahren und einen vernünftigen Hammer besorgen. Diesmal war ich alleine unterwegs. Was konnte dabei schon schiefgehen. Also lief ich den Kilometer den Berg hinunter zur Highway und nahm einen Jeepney in die Stadt. Der Laden der Familie Maura konnte mir gestohlen bleiben. Mir gefallen die Läden so wie so nicht, die ihre Ware in Kode auszeichnen, also z. B. mit Buchstaben. Da kann der je nach Laune oder Aussehen des Kunden den Preis sagen. In Divisoria, also Mitten in der Stadt fand ich einen kleinesHardware Geschäft. (Heute gibt es Baumärkte mit allem was man braucht, aber die gemütlichen alten, mit Waren aller Art zugestellten Läden hatten und haben noch immer eine Atmospäre die mich auch heute noch fasziniert.) Ein alter Chinese fragte mich was ich möchte. Nachdem ich ihm gesagte hatte, dass ich einen Hammer suche, brachte er verschiedene zur Auswahl und pries immer wieder einen besonders an mit den Worten: „Good quality, no lost“. Der Zimmermannshammer gefiel mir und ich nahm ihn und als ich bezahlte sagte er noch ein paarmal: „Good quality, no lost“. Die Worte gingen mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf, wie kann es sein das ich diesen Hammer nicht verlieren kann. Nachdem ich wieder zuhause war und Tatay den neuen Hammer gegeben hatte und ihm erzählt hatte wo ich ihn gekauft und was der alte Chinese gesagt hatte, schüttelte der nur den Kopf, war aber mit dem Hammer zufrieden. Spät in der Nacht fiel es mir wie Schuppen von den Augen, der alte Mann war ja Chinese, der hatte nicht gemeint, ich könne den Hammer nicht verlieren. Der alte Chinese konnte kein „R“ aussprechen und meinte „Rost“. Der Hammer war aus Edelstahl oder aus Metall was nicht rosten kann. Da habe ich aber Lange auf der Leitung gestanden.

Die nächsten Tage waren Liebling und ich unterwegs um einen Lieferanten für Ein-Tagesküken und Futtermittel zu suchen. Zuerst waren wir im Büro von San Miguel in der Hafengegend; jaja, SM vertreibt auch Futtermittel unter der Marke B-Meg. Einige Tage später waren wir dann bei Vitarich. Die haben eine Futtermühle und Lagerhaus nicht weit von uns stadtauswärts in Richtung Bogo. Der Preis dort war etwas besser und irgendwie die Leute freundlicher. Das ist sogar nach all den Jahren heute noch so. Die SM Leute sitzen auf einem ziemlich hohen Ross. (Sie sind nun mal die Umsatz Stärksten und haben einen grossen Teil des Marktes in der Hand, aber das geht mir gegen den Strich. Das kommt viele Jahre später nochmals zutage.) Wir verblieben so, dass wenn der Hühnerstall fertig ist, wir wieder vorbeikommen und die Order aufgeben.

Tatay hatte alles im Kopf, keinen Plan, nichts. Der sägte und nagelte drauflos und irgendwie nahm der Stall Gestalt an. Als die Eckpfosten und die Aussenwände soweit fertig waren mussten wir, Liebling und ich, wieder los in die Stadt und „Nipa“ (Schindeln aus Palmblättern der Nipapalme) für die Eindeckung des Daches besorgen. Da musste unbedingt auf die Qualität geachtet werden, wie Dichte und Länge und von welchem Ort die Schindeln kamen und ob sie nicht noch zu grün waren; denn durch trocknen können die Schindeln „eingehen“ und eventuell Wasser durchlassen.

Eines Tages war dann der Stall fertig, fast so gross wie das Wohnhaus. Der Vitarich LKW brachte die Eintagsküken und etliche Säcke an Futter. Es sollten jede Woche neue Eintagsküken gebracht werden, bis die einzelnen abgeteilten Ställe belegt waren. Damit wurde unser Tages- und Nachtleben nur noch von den Hühner diktiert. Alle paar Stunden musste gefüttert und getränkt werden. In der Nacht wechselten wir uns ab. Alle paar Stunden ging nachts der Wecker und einer von uns musste raus in den Stall. Die Hühner pickten was das Zeug hielt. Liebling hatte einen Käufer gefunden, der die Hühner für seinen B-B-QUE stall (Grillstand) haben wollte. Als der das erstemal kam, ging das aber gar nicht so ab, wie wir uns das vorgestellt hatten. Der pickte sich nur die Hühner heraus die ihm vom Gewicht her passten. Also die zu kleinen wie auch die zu grossen wollte er nicht mitnehmen. Die mussten einem gewissen Standard entsprechen. Nur wir konnten nur bis zu einem gewissen Tag mästen, sonst würden wir drauflegen. Also musste Liebling für die übrig gebliebenen Hühner auch noch Käufer finden auf die Schnelle, wir konnten sie ja nicht verhungern lassen. Besser schlachten, aber wohin damit. Also musste auch noch eine Gefriertruhe angeschafft werden. Das ging dann einigermassen. Die tiefgefrorenen Hühner wurden dann so privat abverkauft. Aber nach einigen Monaten mussten wir doch feststellen, dass das nicht so unser Ding war. Die Arbeit und die Zeit die darin steckte stand für mich in keinem Verhältnis zum Erlös. Man kann auch sagen, es war eh alles falsch gemacht worden. Heute weiss ich, ein Hühnerstall (ausser für den Eigenbedarf) gehört nicht in die Nähe eines Wohnhauses oder Siedlung sondern ins menschenleere Gelände, alleine schon wegen dem Einschleppen von Krankheiten ,die sofort zu einem Totalverlust führen können. Also liesen wir die Hühnermast einschlafen.

Tatay war immer der Meinung: „Helping each other“. Das war für mich solange in Ordnung wie er was zu helfen hatte, wie den Stallbau. Aber als der fertig war, war nicht viel weiter zu tun. Die Monate gingen dahin und ich füllte immer den Kühlschrank auf um am nächsten Tag festzustellen, dass das Meiste schon wieder weg war. Das ging eine Weile gut, bis ich die Nase voll hatte von dieser Einstellung von „helping each other“. Ich sagte zu Liebling, dass wir unseren eigen Platz brauchen. Sie soll Tatay und Nanay (Mutter, was auch der Familienname von Frauchen ist, was immer wieder zum Schmunzeln führt) fragen ob wir uns nicht irgendwo auf dem Grundstück eine kleine Hütte bauen können für uns alleine. Um genau zu sein, hatte ich mir schon eine Stelle ausgeschaut. Aber das ging laut Tatay nicht, da nur er die genauen unsichtbaren Grenzen von bereits verkauftem Land kannte. Diese Erkenntnis wurde schon mal im Hinterstübchen gespeichert. Aber nicht weit davon entfernt, mit der fast gleichen schönen Aussicht auf die Macajalar Bay, die Insel Camiguin und die Berge von Bukidnon, bekamen wir dann ein Plätzchen zugewiesen.

 



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