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Lebensgeschichte – 45

 



 

SUROY-SUROY’S GESCHICHTE VON 1976 BIS 2009

45

 

Wir waren bei Albert zum Geburtstag in seinem neuen Haus in Malitbog eingeladen. Liebling und ich fuhren schon gleich nach dem Mittagessen hin.

An seinem Haus standen bereits die Wände im Rohbau. Fenster waren noch keine drin und einen Fussboden gab es auch noch nicht. Es war einfach festgetretene Erde. Aber ein Dachhatte das Haus bereits.

Ich weiss den Grund nicht warum die Filipinos erst die Mauern bauen um dann später den Fussboden in Beton einzugiessen und nicht eine Fundamentdecke machen und darauf die Mauern setzen. Wir probierten schon mal ob das Bier auch die richtige Temperatur hatte. So wurde langsam aber sicher eine Flasche nach der anderen leer und Liebling konnte mehr vertragen als ich. Gegen Nachmittag war das Bier dann alle und Malitbog inmitten der philippinischen Pampa. Dabei hatten sich zum Abend noch der Dorfvorsteher und einige seiner Lakaien eingeladen. Wir gingen zu den zwei Sari-Sari Stores im Ort um zu schauen ob es noch Bier gab. Gab es aber nicht. Für die philippinische Landbevölkerung mehr ein Luxusgetränk und viel zu teuer.

Es gab in dem einen Store noch eine halbvolle Flasche (Gallone von etwa 4,5 l) Tuba (Palmwein). Obendrauf schwammen einige toten Fliegen. Die Hemmschwelle war schon überschritten. Es wurde in Nescafe-Gläsern eingeschüttet, ich fischte die paar Fliegen mit den Fingern heraus und prost. Irgendwann war auch das Zeugs alle und wir gingen oder besser schwankten wieder zu Alberts Behausung.

Für den Abend sollte es dann etwas Gegrilltes geben und dann waren da noch einige Flaschen Rhum da. Die Gäste kamen. Es wurde dunkel. Strom gab es damals in diesem Kaff noch nicht, dafür hatten wir Kerzen- und Petroleumlicht. Albert und ich mussten den Rhum mit Cola verdünnen aber die Filipinos hauten sich das Zeugs immer pur und mit einem Schluck Wasser hinterher hinein. Irgendwann als es am Schönsten war bekam Albert Streit mit seiner Freundin. Da ich bereits verzögertes Reaktionsvermögen hatte, sass ich als einziger am Tisch als Albert das Messer mit der Spitze in die Tischplatte warf. Der Dorfvorsteher und Anhang hatten es vorgezogen aus dem Fenster zu springen und waren weg. Die Party hier im Haus war zu Ende. Also was machen? Albert wusste, da Freitag war, dass in einem Nachbardorf Dorftanz angesagt war. Da wollten wir hin.

Albert machte seinen Lastwagen fertig und Liebling, ich und weiss nicht wer noch, hinten auf die Ladefläche und los ging es. In einer Linkskuve fuhr Albert etwas zu knapp am Strassenrand und die Hinterräder gerieten über eine kleine Brücke ohne Geländer, unter der Regenwasser ablaufen sollte und kippte auf die Achse. Da ich nicht wusste was los war, kletterte ich bei vollständiger Dunkelheit an der Seite vom Lastwagen und war gleich darauf zwei Meter tiefer in dem ausgetrockneten Bach. Ich krabbelte wieder hoch, kam vor dem Wagen oben auf der Strasse an, aber alles im Dunkel ausser den Scheinwerfern. Ich ging um das Auto herum nach hinten schauen wo Albert war. Der war hinten am Wagen und sagte: „Geh da nicht so dicht ran, da geht es runter“. Aber da war ich schon wieder unten im Bachbett wo ich vorher gewesen war. Also nochmals wieder hochkrabbeln. In der Zwischenzeit hatte Albert festgestellt, dass er da ohne Hilfe nicht wieder rauskommt. Wir entschieden zu Fuss zu dem Dorf weiter zu gehen.

Der Dorftanz war in vollem Gange. Deswegen waren wir aber nicht gekommen. Die Jungs mussten 50 Centavos auf den Tisch legen um mit einem der Dorfmädels tanzen zu dürfen. Wir hielten uns mehr an die älteren des Dorfes und wurden bald von jemanden eingeladen, der uns zu seinem Haus brachte. Es war ein Pfahlhaus. Oben war der Wohnraum, eine Treppe gab es nicht. Nur so etwas wie eine Hühnerleiter. Das hab ich bloss geschafft weil ich betrunken war, sonst hätte ich mich da nicht hochgetraut. Hier mitten in der Pampas kam der Hausherr mit einer grossen Flasche Rhum und lud uns zum Umtrunk ein. Später sollte sich dann herausstellen, das die Flasche für die Hochzeitsgäste seiner Tochter für den nächsten Tag bestimmt war. Oh Mann! Nachdem die Flasche leer war machten wir uns auf den Heimweg. Die meiste Zeit hat Albert mich getragen, dabei hat er mir fast den Arm ausgerenkt wie ich am nächsten Tag merken sollte.

Am nächsten Tag wurden wir spät in den Morgenstunden wach und machten uns auf den Weg zum Lastwagen. Ein paar Nachbarn kamen auch noch mit. Ich kann mich noch erinnern wie mit dem Brummschädel die Sonne erbarmungslos auf uns nieder brannte. Auf halbem Wege kamen uns etwa sechs oder acht bewaffnete Leute entgegen und wollten wissen wo wir hin wollten. Nachdem Albert und die Nachbarn erklärt hatten wieso hier zwei Langnasen herumlaufen, liessen sie uns weiterziehen. Ich weiss bis heute nicht ob es sich dabei um NPA Rebellen oder um die Leute von einer halbmilitärischen Einheit gehandelt hat. Einige hatten eine Militärjacke an, andere nur ein einfaches T-Shirt, alle waren nur mit Gummisandalen an den Füssen bekleidet, aber alle hatten ein Gewehr. Ich kann aber kein M16 von einer AK47 unterscheiden.

Wir kamen am Lastwagen an und sie wollten versuchen mit Eisenstangen den Wagen zu liften und die Reifen wieder auf die Fahrbahn zu setzen. Das klappte aber nicht und sie gaben auf. Einer ging dann dorthin wo der Strassenhobel (eine Baumaschine mit einem verstellbaren Schild womit man die Strasse glatt machen und Schlaglöcher beseitigen kann)stand und fragte nach, ob er den börgen könne um den Lastwagen wieder flott zu machen. Da das Schild beweglich war, wurde damit der Lastwagen angehoben und dann zurück auf die Strasse gestellt.

Es war bereits Nachmittag geworden und wir liessen Albert alleine in seinem Dorf. Ich wollte bloss noch nach Hause und in mein Bett.

Liebe Freunde meiner philippinischen Lebensgeschichte. Das war vorerst die letzte Folge und ob sie jemals zu Ende geschrieben wird, das steht in den Sternen.

 



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